Ich frage die Angst
Der Schmerz und die Angst
sie sind in mir.
Sie ertränken meine Seele,
zerfressen mein Herz
bis nichts mehr bleibt
als Schmerz.
Wer findet mich wenn ich
mich selbst verliere?
Was bleibt von mir
nach dem Schmerz?
Die Verletzungen,
die ich erlebt habe
habe ich versteckt
habe ich verdrängt.
Dann habe ich mich selbst verletzt.
Um zu leben?
Um mich zu finden?
Um zu überleben?
Ich habe überlebt,
aber auch der Schmerz
und die Angst haben überlebt.
In mir drinnen, ganz tief
in mir drinnen.
Muss ich sie zulassen um
mich selbst zu finden?
Muss ich wieder durch
die Hölle gehen um erlöst zu werden?
Um lieben zu können?
Muss ich mich all dem Schmerz
stellen und der Todesangst?
Und wenn ich sie nicht
habe, die Stärke und die Kraft
um sie zu besiegen?
Um hindurch zu gehen
durch den Schmerz und
ihn diesmal hinter mir zu lassen?
Das ist nur ein halbes Leben
wenn mein Herz nur schlägt
um den Schmerz zu verstecken.
Wenn ich nicht aufhöre
davonzulaufen.
Das Leben ist nur eine Fassade
wenn mein wahres Ich vergraben ist.
Doch wie finde ich die
Liebe in einem Trümmerfeld?
Wie finde ich Zutrauen in einem
Sumpf aus Angst?
Denn die Angst kann mich hinunter-
ziehen in ihre tiefen Löcher
aus denen es keinen Ausweg gibt.
Wo kein Tageslicht
meinen Augen Hoffnung gibt,
dass die Sonne irgendwann
auch für mich wieder scheinen wird.
Und der Schmerz zerfetzt mein
Herz, hinterlässt Wunden
und hört nicht auf
den Körper blutig zu schlagen.
Dann rinnt das Leben aus mir
heraus mit dem Schmerz.
Wo ist die Hand, die das Blut
stoppt und mir hilft
den Schmerz zu ertragen?
Wann können die Wunden endlich heilen?
Wann lässt mich die Erinnerung los?
Ich habe das Blut gestoppt,
mit meinen eigenen Händen habe ich
das Leben in mir gehalten.
Doch jetzt soll ich sie wegnehmen
die Hände.
Von den alten, vernarbten Wunden.
Wunden, aus denen das Blut
manchmal tropft - ein wenig
Lebenskraft, die ich verliere.
Doch sie halten - die Narben halten.
Was soll ich tun wenn sie
aufreissen die alten Wunden?
Ich habe Angst mich selbst
zu verlieren.
Ich habe Angst, dass die
Angst mich besiegt.
Dass der alte Schmerz mein
Herz zerfetzt.
Angst, dass ich mich wieder
selbst verletzte.
Dass ich den Kampf verliere.
Die Angst isst meine Seele auf.
Die Tränen
rinnen meine Wangen hinunter.
Der Schmerz
wird ein wenig leichter.
Ich frage die Angst
ob sie mir ein wenig Zeit gibt.
Möchte den Regen spüren.
Möchte die Vögel singen hören.
Möchte meine Träume träumen
von Liebe und Glück.
Möchte hinausgehen ins Leben.
Möchte den Schmerz streicheln
und ihm sagen, dass ich auch ihn
liebe.
Möchte mich finden und
verlieren im Leben.
Möchte ganz oben am Berg stehen
und Himmel und Erde berühren.
Möchte mich ganz still
in eine Wiese legen und
den Wolken zusehen.
Möchte mich spüren.
Ich frage die Angst
Martha, 2009